Montag, 23. Dezember 2013

Newsletter 24: Heilige Maria!?

Pünktlich zu Weihnachten muss ich euch natürlich berichten, was die letzten Wochen bei mir so los war.
Mittlerweile kann ich mich wieder sehr gut bewegen. Ich würde meinen jetzigen Zustand mit dem einer Hochschwangeren vergleichen: Die Brüste und der Bauch spannen, nach wie vor und die Nächte sind durch die "Käferstellung" auch noch durchwachsen, der Rücken schmerzt aber der Alltag ist machbar.
Gabi hat in den letzten Wochen meinen Haushalt wieder auf Vordermann gebracht: alle Vorhänge sind gewaschen, die Fenster geputzt, das Silber poliert ;o) Schade, dass sich manche Zustände nicht konservieren lassen.

Vor zwei Wochen wurden die Fäden gezogen, was eine ziemliche Tüfteleil und teilweise wirklich qualvoll war. Danach wurden die Narben mit Pflaster verklebt. Am nächsten Morgen bemerkte ich gelbe Flecken auf meinem T-Shirt, woraufhin ich mal unter das Pflaster linste. Darunter war alles suppig. Natürlich war ich beunruhigt und ersetzte die Pflaster durch sterile Kompressen und marschierte zwei Tage darauf zur Abklärung zum Hausarzt. Gott sei Dank hat es sich nicht entzündet, aber ich musste darauf achten, dass ich die Wunden steril hielt. Dadurch, dass die Narben stellenweise noch nicht gut abheilten merkte ich von meinen Schmerzen her keine schnelle Besserung. Es ging meines Erachtens alles nur in wöchentlichen Schritten vorwärts.  

Mein Bauchnabel sieht mittlerweile wieder wie ein Bauchnabel aus und ich kann mich mit dem Ergebnis der Operation gut anfreunden. Die Operateure haben sich wirklich Mühe gegeben: ohne die Narben wäre das Ergebnis nahezu schön. Anfangs ist es mir nach der Dusche und dem Anblick meiner vernähten Körperteile noch schwarz vor Augen geworden und ich musste mich auf den Fußboden legen und die Beine hochlegen....  

Die Virenfalle
Als ich aus dem Krankenhaus heim kam quälten sich die Kinder mit Husten herum, eine Woche danach hatte Louis Halsschmerzen und am Sonntag vor einer Woche musste sich Louis übergeben. Am Montag danach bekam ich in der Kita von Jael einen Handzettel in die Hand gedrückt, in der auf §34 Absatz 5 des Infektionsschutzgesetztes verwiesen wurde. Was? Ihr wisst nicht, was da drin steht? Tststs. Auf jeden Fall ist so ein Magen-Darm Virus im Umlauf und wir müssen alle schön aufpassen und ja keine Kinder bringen, die Durchfall haben. Es ging gerade mal zwei Tage, da fing es bei beiden an und ich war ich nur noch damit beschäftigt Jael zu duschen, wieder anzuziehen, um sie eine halbe Stunde darauf wieder rundum zu erneuern. Ich hatte mir meine Zeit Zuhause etwas gemütlicher vorgestellt. Ich durfte noch kein Auto fahren und deshalb viel mir manchmal richtig die Decke auf den Kopf. Abends, wenn ich mal Zeit gehabt hätte, war ich viel zu müde. So war kaum Zeit für meine kleinen Projekte und ich kam letztendlich doch noch in "Weihnachtsstress". Andererseits bin ich froh, dass ich zu der Zeit nicht gearbeitet hab. Gabi zeigte sich auch wieder einmal arbeitgeberfreundlich und hat ihren Virus mit in ihr Wochenende genommen.


Es ist ja Weihnachtszeit und wir hören manche Krippengeschichten zum tausendsten Mal. Dieses Jahr hat mich ein Lied, das ich jedes Jahr höre, wieder aufs neue angesprochen „Breath of heaven“, ein Lied der Maria (s.h. Youtube). Es geht darum, wie sie durch die dunkle Nacht läuft und Zwiesprache mit Gott hält. Sie fragt ihn, warum er gerade sie ausgewählt hat. Ich kann mir denken, dass es für Maria im ersten Moment ein ganz schöner Schock gewesen sein muss und bestimmt nicht in ihre Hochzeitsplanungen gepasst hat, dass sie so unverhofft schwanger wurde. Auch waren die Probleme mit Josef schon vorprogrammiert, wie sollte sie ihm denn das erklären? Wie hätte ich reagiert? Aber Maria merkt gleich mit wem sie es zu tun hat und weiß, dass sie auf Gott vertrauen kann. Wir wissen heute, dass sie es als Mutter von Jesus nicht immer leicht hatte. Erst mussten sie nach Ägypten fliehen und am Ende musste sie mitansehen, wie ihr Sohn gekreuzigt wurde. Maria hat sich ihr Leben bestimmt anders vorgestellt, hat sich aber Gottes Plänen zur Verfügung gestellt.

Vor einem Jahr hatte ich im Krankenhaus eine Reportage von Samuel Koch angeschaut. Ein Jahr später kam ausgerechnet, als ich wieder im Krankenhaus war eine zweite Reportage über ihn und wie es ihm seit der letzten Reportage ergangen ist.
Mir ging dieser „Zufall“ die letzten Wochen nicht aus dem Kopf und ich entschloss mich kurzerhand sein Buch „Zwei Leben“ zu kaufen. Ich hatte es innerhalb 24 Stunden gelesen und war tief beeindruckt, wie er mit seiner Lähmung umgeht. Obwohl wir zwei unvergleichliche „Schicksale“ erlebt haben, merke ich, dass uns was entscheidendes verbindet: Die Hoffnung und der Glaube, dass Gott einen guten Plan mit uns hat, auch wenn wir das Ende der Geschichte noch nicht kennen. Maria hat es uns vorgemacht. Sie war ganz bestimmt keine „Heilige“ ein ganz normaler Mensch, wie du und ich, aber mit einem unerschütterlichen Gottvertrauen.

Auch im neuen Jahr werden wir wieder vor Herausforderungen stehen und uns manchmal fragen, wieso ausgerechnet ich? Ich wünsche euch und mir für das kommende Jahr Zuversicht, wenn es mal anders läuft, als geplant und den Mut unser Leben Gott zu überlassen.

Eure Kerstin

Mittwoch, 27. November 2013

Newsletter 23: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal...

Losung vom 20.November:
Herr, höre mein Gebet, Herr, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen.

Psalm 39,13
Gott zu dir rufe ich:in mir ist es finster, aber bei dr ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede.  In mir ist die Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.
Dietrich Bonhoeffer


Am nächsten Morgen wurde ich um 6 Uhr wach und zog mein OP-Kittelchen an. Alles Weitere lief, wie gehabt. Irgendwann wurde ich auf der Intensivstation wieder wach. Alles soll gut gegangen sein, dreizehn Stunden wurde operiert, ich muss über Nacht auf Intensiv bleiben.

Wieder wach, viele Schmerzen, konnt kaum Atmen, konnte nur verschwommen sehen. Ich hatte einen Zugang am Hals, am Arm und sechs Schläuche aus meinem Bauch hängen und den Bauchnabel "versetzt". Der Bauch wurde durch ein enges Korsett zusammengequetscht. Jede Stunde wurden meine Brüste mit einem Ultraschall kontrolliert, ob die Durchblutung funktioniert. Ich wollte schlafen, konnte aber nicht, denn sobald ich ruhiger atmete schreckte mich ein lautes Piepsen auf, und ich spürte, dass mein Sauerstoff zu wenig ist. Dann merkte ich, dass ich bei jedem Atemzug mehr Schmerzen bekomme und hoffte, dass die Schwester es merkt. Ich hatte keine Klingel, fand aber schon bald heraus, dass sie kommt, sobald ich den Sauerstoffmesser von meinem Finger abstreifte, denn das verursachte diese lauten Piepser. Gegen Ende der Nacht, redete sie nicht einmal mehr mit mir. Ich kam mir schlecht vor.

Zwischendurch fiel ich in Träume, die so schrecklich und auch real waren. Ich hätte gleich danach mit Schreiben anfangen sollen und hätte mehrere Bestseller in der Horror und Thrillerrubrik geschrieben. (Dominik erzählte mir ein paar Tage später, dass Stephen King seine Bücher größtenteils zugedröhnt geschrieben hat und ich glaub ihm jedes Wort!.) Noch etwas Seltsames war die ganze Nacht. Ich hörte, wenn ich nicht träumte immer wieder ein lautes Husten und wusste, dass da noch ein Patient liegen musste. Ich hörte aber auch mehrere Stimmen die leise flüsterten, im gleichen Rythmus. Ich ging davon aus, dass da Angehörige beteten. Also schlussfolgerte ich, dass da jemand im Sterben liegen musste. Am frühen Morgen fragte ich die Schwester, ob nebenan jemand im Sterben liegt und sie lachte kurz und meinte, nein, der Patient liegt nicht im Sterben und da sind auch sonst keine Menschen. Komisch, aber ich höre, doch Stimmen, die beten? Sind das die Medikamente oder sind da Engel?

Nach der Nacht wurde ich auf Station verlegt, dort sollte ich mehr Ruhe haben. Ich wurde in ein Zimmer geschoben und wurde gleich herzlich von meiner Bettnachbarin empfangen.Sie empfing mit sozusagen mit offenen Armen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mich gerne mehr mit ihr unterhalten. Meine stündliche Frage nach Schmerzmitteln blieb nach wie vor, die Brustkontrollen ebenfalls und immer wieder kam jemand rein, um mich etwas zu fragen oder etwas zu messen. Eine große und ne kleine Visite lief an mir vorbei. Meine Mutter und Dominik kamen im Laufe des Tages. Mittags und Abends wurde mir ein Tablett mit Essen vor die Nase gestellt, wovon ich einen halben Joghurt essen konnte. Die meiste Zeit hatte ich die Augen zu, weil ich immer noch nicht klar sehen konnte. Zum Abend kam wieder eine Visite, die nicht sehr zufrieden mit meinem Schmerzempfinden wirkten. Am nächsten Tag sollte ich mich aufsetzen können, vielleicht schon ne Runde gehen und ich sollte Essen!
Die Nacht schaffte ich es wenigstens mal vier Stunden zu schlafen

Am Freitagmorgen setzte ich mich unter hohen Schmerzen einmal auf, mein Kreislauf krachte sofort zusammen. Ich verschluckte mich und wusste, nicht wie ich Husten sollte ohne zu ersticken oder meinen Bauch zu zerreißen. Ich wurde von oben bis unten gewaschen, wie eine alte Frau. Am Nachmittag versuchte ich drei Löffel Suppe und erbrach mich kurzerhand auf mein frisch gemachtes Bett. Reden und telefonieren war noch sehr anstrengend. Wie um alles in der Welt sollte ich jemals wieder auf die Beine kommen? Die Anästhesie kam vorbei und besprach mit mir, dass ich aufgrund meiner Schmerzen nun Morphin bekommen sollte. Am Abend wurde meine Sauerstoffsättigung gemessen, nur 89 Prozent. Also bekam ich einen Sauerstoffschlauch in die Nase. Die Abendvisite war wieder nicht ganz zufrieden mit mir. So langsam konnte ich das nicht mehr auf mir sitzen lassen. Morgen, Morgen möchte ich aufstehen, da zeig ich es euch allen!
Die Zimmernachbarin entpuppte sich als Glaubensschwester, die mir erzählte, dass sie an dem OP-Tag auch für mich gebetet hätte. Sie selbst, Ende vierzig Jahre, hatte vor einer Woche erfahren, dass sie einen Tumor im Bein hat, und strahlte trotzdem eine Zuversicht aus, die ich in dem Moment auch gern ausgestrahlt hätte. Aber mein Gesicht sprach im Moment ganz andere Bände.

Freitagnacht war die Beste seit langem und ich bekam dank Sauerstoffschlauch wieder Luft und konnte auch etwas klarer sehen. Die Visite entschied, dass heute der Katheter raus kommen sollte und auch gleich vier meiner Schläuche. Die Ärzte verzogen keine Miene während ich mir wieder das F...-Wort verkniff. Einatmen, ausatmen und dann: Holla die Waldfeehhhhhhhh!
Heute hatte ich einen Pfleger, der mich waschen sollte, was mich zusätzlich anspornte fast alles selbst zu machen. Nachdem er mir den Katheter gezogen hatte, schaffte ich es, mich alleine aufzusetzen und ins Bad zu gehen. Dann musste ich mich notgedrungen öfters zur Toilette bewegen, und musste abführende Mittelchen trinken. Meine Mutter spielte Stunde um Stunde tapfer mit mir Qirkel und verpasste einen Zug nach dem anderen, bis ich auch hinter dieses Thema einen Haken setzen konnte.

Das ganze Wochenende war ich alleine auf dem Zimmer. Sonntagmorgen bekam ich die zwei letzten Schläuche und die Zugänge gezogen. So sah ich schon fast wieder wie ein normaler Mensch aus als die Kinder kamen. Als sie wieder gingen, war ich extremst motiviert, so schnell wie möglich gesund zu werden.
Montag war nicht weiter spektakulär, ich durfte das erste Mal duschen und mir wurde gesagt, dass ich am Mittwoch tatsächlich heim könnte. Dominik erzählte mir beim Besuch, dass Louis anfängt zu husten, und schon am nächsten Morgen rief er mich an und sagte mir, dass Louis fiebert. Saublöd! Beim Gedanken an Husten kommen mir jetzt schon die Tränen.  Dienstag bekam ich Fango und lieben Besuch und konnte aber auch meine Schwester in der Klinik gegenüber besuchen, die dort ihre Eierstöcke hat entfernen lassen. Ihr ging es auch schon besser und sie konnte morgen auch schon wieder nach Hause.

Zurück im Zimmer wurde ich angefragt, ob ich bereit wäre mit Studenten über meine Erkrankung und OP zu sprechen, da so eine OP ja nicht alle Tage vorkommt und das Medieninteresse zur prophylaktischen Matektomie in der letzten Zeit wegen der Aneglina Jolie sehr groß ist. Zuerst war ich nicht begeistert, dass sechs Augenpaare meine Oberweite anstarren könnten, aber im Grunde hat das halbe Krankenhaus schon mal "draufgeschaut" so dass ich mich studentenfreundlich zeigte. Ich sollte erzählen, wie es zu meiner Entscheidung kam. Mein kleines medizinisches Referat hat den Arzt doch sehr beeindruckt. Er musste meine Fachbegriffe den Studenten oft erklären und lobte mich vor den Studenten als gut informierte und überaus mündige Patientin.  Der eine Student kaute nebenher an seinen Fingern, zwei waren sehr bei der Sache und die Mädels schauten mich nur mitleidig an. Zum Schluss hob einer der Studenten die Hand und wollte noch eine Sache von mir wissen, wenn es nicht zu persönlich ist. "Na klar, " sagte ich. Er daraufhin: "Tut das weh?" Innerlich hat es mich fast vor Lachen zerrissen. Nach zehn Minuten war alles kurz und knapp erläutert und sie gingen wieder davon. Mich hat die Sache sehr amüsiert und ich hätte mich am liebsten an die kleine Gruppe angehängt um andere gruselige Geschichten anderer Patienten zu erfahren.....

Ich hatte während dem ganzen Aufenthalt sechs Zimmernachbarinnen- ganz gemischtes Publikum.  Irgendwie immer eine besondere Geschichte, weil man soviel von eigentlich fremden Menschen mitbekommt. Die Einen interessieren einen sehr, von den anderen will man eigentlich nicht noch mehr wissen. Seufz. Ich überlege gerade, ob ich ein paar Anekdötchen zum Besten gebe- aber lasse das heute mal lieber. Am Meisten hat mich überrascht, dass sich ausgerechnet jene Frauen einer Schönheits-OP unterzogen haben, von denen man meinen könnte, dass sie das Geld bestimmt gut für was anderes brauchen könnten. Rückblickend waren alle Frauen zur richtigen Zeit da. Gleich nach meiner OP war eine "Glaubensschwester" im Zimmer, die sehr rücksichtsvoll und irgendwie mutmachend war, dann ein paar interessante Frauen, die auch nicht zumn Vergnügen im Krankenhaus waren und am Schluss eine etwas nervigere Zeitgenossin zum Krankenhausabgewöhnen sozusagen.

Als ich mein Zimmer auf Station verlies, wurde das Nachtischchen meiner Nachfolgerin reingeschoben. Darauf stand dasselbe Gestell, mit dem ich ein Tag vor meiner OP die Atmung trainieren sollte und unten drin ein Buch "Die Hütte"- ein christlicher Bestseller und die Bibel. Bei dem Anblick des Atmungsgestells empfand ich erst Mitleid für diejenige, beim Blick auf das Buch, war ich froh, dass auch sie die kommende Zeit nicht alleine durchstehen muss.

Bin jetzt wieder Zuhause und freue mich auf die nächsten Tage, wenn Dominik nachmittags nach Hause kommt und auf Gabi nächste Woche! Und vor allem freue ich mich jetzt auf meine Kinder, die ich in einer Stunde wieder sehen werde. Bin noch nicht sehr beweglich und stackse mit gebeugtem Oberkörper durch die Gegend. Nachts liege ich wie ein Käfer auf dem Rücken. Aber das wird schon werden.

Zum Ergebnis nur soviel: Die Nudeldiät hat volle Wirkung gezeigt! Der Doktor war ehrlich überrascht ;o)
Und jetzt doch ein Anekdötchen zum Schluss, weil es gerade passt:
Meine letzte Zimmernachbarin, die zu allem ein Kommentar wusste,  schaute mit einem Blick auf meine Oberweite, als die Durchblutung mal wieder kontrolliert wurde und quatschte mich gleich an: "hab das Gleiche hinter mir- hab sie mir auch vergrößern lassen!" Dazu hab ich dann erst mal gar nichts gesagt.....

Dienstag, 19. November 2013

Newsletter 22: Abschiedsschmerz


Es war ein Wochenende voller Genuss und Entspannung: gemütliches Bummeln in Emmendingen, Sauna, gutes Essen und nochmal Sauna und das alles ohne Kinder mit meinem Mann.

Am Sonntag wachte ich auf konnte mich nicht daran erinnern, wann ich dass letzte Mal so glücklich und wunschlos zufieden war. Der Gedanke an die Operation am Mittwoch warf in einem mal einen dunklen Schatten auf mich. Als die ersten Tränen aufstiegen, brach mein ganzer Mut zusammen und ich heulte und schluchzte, wie ich es im ganzen letzten Jahr nicht getan habe. Ich hatte noch nie wirkliche Komplexe wegen meinem Körper, Problemzonen schon, aber daran ist man ja gewöhnt. Was, wenn ich mich danach aber nicht mehr im meiner eigenen Haut wohlfühle? Was, wenn es Komplikationen gibt?  Wie werde ich die Schmerzen aushalten? Bei den anderen Operationen ging alles seinen Gang, ich kam gar nicht so ins Nachdenken. Diesmal war es wieder anders, es war meine ganz eigene Entscheidung.

Den Tag über versuchte ich meine Angst unter Kontrolle zu bekommen und lenkte mich mit einem Buch in der Sauna ab. Dominik und ich konnten den Sonntag in der Sauna noch voll auskosten.  Am Abend waren wir zusammen wieder im Gottesidienst. Leider konnte ich auch da meine Tränen nicht zurückhalten, wenn mich jemand auf die OP ansprach. Es war doch bisher alles ok? Ich bin doch sonst kein so Schisser!

Der Gottesdienst ordnete meine trüben Gedanken neu. Mir wurde klar, dass die Angst mir schadet und ich sie bei Gott abgeben muss.

Mein Garten Gethsemane
Ich legte Jael am Abend zum Schlafen, setzte mich wie gewohnt vor ihr Bett und betete.  Obwohl ich kopfmäßig wieder klar war, war ich trotzdem unendlich traurig. Warum Jesus, bin ich auf einmal nicht mehr so tapfer und mutig? Ich erschrecke mich vor dem, was vor mir liegt! Ich weinte und betete zugleich, dass er mich nicht alleine lässt. Wie so oft beim Beten sah ich ein Bild vor meinem inneren Auge. Jesus im Garten Gethsemane, wie er Blut schwitzt und Angst hat und seine Jünger bittet, dass sie beten sollen." Jesus, du war's ein Mensch wie ich und kannst mich voll verstehen und verurteilst mich auch nicht. Jesus, danke, dass du mir Freunde geschenkt hast, die für mich am Mittwoch beten werden." Das Bild von  Jesus im Garten Gezemane zeigte mir auch, dass ich meinen Blick auf das Lenken musste, was danach kommt. Für mich fängt dann ein neues Leben an, eins ohne ständige Sorge.

Am Montagmorgen putzte ich nochmal durchs ganze Haus mit Lobpreismusik und unser Pastor mit seiner Frau besuchten mich nochmal. Am Nachnmittag waren wir Zuhause und genossen nochmals den Tag.

Dienstagmorgen um 10.30 Uhr meldete ich mich auf Station, und musste dann gleich eineinhalb Stunden bei der Anästhesie warten. Danach folgte die Vermessung der Welt. Beim Anästhesiegespräch wurde ich nochmals darüber aufgeklärt, dass ich die ersten drei Tage enorme Schmerzen haben werde, und mich wegen einer Schmerzpumpe melden sollte, falls ich das bräuchte. Fast allen, den ich begegneten gaben mir zu verstehen, dass die nächsten Tage kein Zuckerschlecken werden und es eine der härtesten OP's überhaupt sei. Ich sollte diese Nacht UNBEDINGt noch schlafen, weil ich das die nächsten drei Nächte bestimmt nicht könnte.Beim Arztgespräch sudelte der Arzt wild seine Linien und erklärte mir, dass mir drei Varianten offen stehen, je nachdem, für wieviel das Bauchfett ausreicht. Brustwarze kommt in jedem Fall weg.
 1. Variante: Brustwarze wird aus Haut vom Bauch rekonstruiert. 2. Variante: das Loch durch die Brustwarzenentfernung wird einfach zugenäht. 3. Variante:zusätzlicher  T-Schnitt, wenn die Brust gestrafft werden muss.
Das Bauchfett wird nicht einfach nur abgesaugt, es wird wie bei einer Bauchstraffung "die Speckrolle" einfach rausgeschnitten und oben mit unten vernäht. An die Stelle, wo der Bauchnabel hingehört, wird dann der alte Nabel wieder eingepflanzt. Das Bauchgewebe wird dann mikroskopisch an die Blutgefäße im Brustbereich angenäht, was das wirklich SPANNENDE an der Sache ist, da ich in den folgenden drei Tagen stündlich kontrolliert werden musste, ob die Brüste auch gut durchblutet sind.

Zwischendurch strickte ich in Seelenruhe eine Beinstulpe für Jael. Meine Mutter hatte mir ein Büchlein mit mutmachenden Bibelversen geschenkt in dem ich ab und zu ein Vers las.

Psalm 23: Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich KEIN Unglück, denn DU bist bei mir! 

Gott meint es gut, wie ein Vater mit seinem Kind. Ich brauch mich vor Unglück nicht zu fürchten, denn wenn Gott dabei ist, geht es auch mal durch dunkle Täler  (die bleiben auch uns nicht erspart), ABER er führt mich hindurch, das hat er versprochen. Er will auch bestimmt nicht, dass ich später mit dem Ergebnis unglücklich bin. Ich vertraue darauf: ".... du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir VOLL ein!"

Montag, 21. Oktober 2013

Newsletter 21: Pasta-E-basta!

Liebe Leut,

ich war ganz happy, einen plastischen Chirurgen gefunden zu haben, der meine Sprache sprach. es gab nur noch ein paar kleine Details zu klären, weshalb ich mal wieder zum Brustzentrum marschierte. Mein lieber Professor sagte mir klar, dass es medizinisch eigentlich keinen Grund gäbe, dass ich meine bestrahlte Brust auch noch einer Mastektomie unterziehen lassen müsste. Das Rezidivrisiko würde dadurch auch nicht kleiner. Ich hätte somit das gleiche Risiko, wie jede andere Frau an einem weiteren Brustkrebs zu erkanken (immerhin 10%). Irgendwie war ich erleichtert, dass ich an einer zehn bis zwölfstündigen OP vorbei kommen sollte, dennoch war ich innerlich nicht ganz zufrieden und ganz verstehen konnte ich die Argumentation auch nicht.  Ich verdrängte diese Zweifel aber erfolgreich und marschierte daraufhin wieder zu meinem plastischen Chirurgen, um die OP zu besprechen.
Diesmal hatte er Verstärkung von einem Kollegen dabei. Er fragte mich, wozu ich mich entschieden hatte- eine oder beide Seiten? "Nur links", war meine Antwort.  Ab da wurde es für mich noch verwirrender:
Er fragte mich, wie ich zu der Entscheidung gekommen bin und merkte an, dass der Kollege vom Brustzentrum sicher Recht hätte, aber meiner BRCA1-Diagnose nicht ganz gerecht würde. Die Datenlage ist in meinem Fall unklar- bzw. es gibt einfach noch keine Ergebnisse von Langzeitstudien. Wir debattierten hin und her, bis er mir anbot, sich in Berlin beim BRCA1-Netzwerk zu erkundigen. Er schaute sich meine Fettpölsterchen auch noch einmal genauer an und lies mir folgende Entscheidung:
Entweder ich lasse eine beidseitige Mastektomie durchführen, dann könnte er das Eigengewebe vom Bauch nehmen, hätte dann aber nur noch Körbchengröße A oder ich lasse nur links operieren und er nimmt was von einer Poseite, damit, wenn rechts ein Rezidiv käme auch noch Gewebe von der anderen Pobacke da wäre.

Schon am selben Abend rief mir der plastische Chirurg Zuhause an und erzählte mir von der klaren Empfehlung, beider Seiten einer Mastektomie zu unterziehen. Wem soll man denn nun glauben? Einem plastischen Chirurgen- oder einem Professor vom Brustzentrum?

So langsam wusste ich nicht mehr, wem ich glauben sollte. Die nächsten Abende verbachte ich im Internet, um Dissertationen zu "Rezidivrisiko bei bestrahlter Brust vs. Mastektomie" und "Brusterhaltender OP bei BRCA1" etc zu lesen und merkte wieder einmal, wie vielschichtig das ganze Thema ist. Es gibt so viele verschiedenen Brustkrebsarten und so viele Studien, die diese Unterschiede in der Art gar nicht berücksichtigen. In Einem waren sich die Studien aber immer einig: bei jungen Frauen eher schlechte Langzeitprognosen. Jeden Abend war ich anderer Meinung. Fragt Dominik- der musste sich vorm Schlafengehen immer was anderes anhören.

Immerhin ist es keine kleine OP und das nur als Prophylaxe. Kleiner wäre gut zu verkraften- aber A???
Dazu konnte ich mich einfach nicht durchringen. Zwei Wochen ging es hin und her- ich steckte gedanklich in einer Sackgasse und wusste, dass ich eigentlich nur aus dem Bauch heraus entscheiden könnte- hatte aber panische Angst, das Falsche zu entscheiden. Die Meinung von anderen wollte ich nicht mehr hören!

Befiehl dem Herrn deine Wege- und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen! Psalm 37,5

Ich wollte von Gott wissen, welches der richtige Weg für mich ist. Ich wollte wieder so einen inneren Frieden haben, wie bei den letzten Entscheidungen.

Ich war drauf und dran, mir nochmals beim plastischen Chirurgen und im Brustzentrum einen Termin zur Sprechstunde geben zu lassen, hatte am Mittwoch aber noch einen normalen Nachsorgetermin bei meinem Gynäkolgen, den ich erst hinter mich bringen wollte. Im Grunde hatte ich keinerlei Rat von ihm erwartet, ich dachte, meine Diagnose ist für einen einfachen Gyn einfach zu komplex. Aber- ich hatte mich geirrt. Erst einmal hat er sich eine halbe Stunde die tausend Meinungen zu meiner Mastektomie angehört und mich dann am Ende in all meinen Gedanken bestätigt und mir klar gesagt, dass es nicht klug wäre, mich nur auf einer Seite operieren zu lassen. Wörtlich: "Sie beißen sich in den Arsch, wenn  auf der bestrahlten Seite wieder etwas käme!"

Nach drei endlosen Wochen der inneren Unruhe, war ich von einem auf den anderen Moment wieder innerlich gelassenl und GLÜCKLICH!

Noch am selben Tag schrieb ich dem plastischen Chirurgen eine Mail über meine Entscheidung. Er rief mich noch am Abend an und verscheuchte meine letzten Befürchtungen zu der Operation: bei der heutigen Methode wird der Bauchmuskel verschont, so dass ich danach eigentlich keine Probleme beim Stehen haben dürfte.

Seither lass ich das mit: "Keine Kohlenhydrate nach 18 Uhr!", genieße jede Nudel und hoffe, dass sie direkt auf die Hüften schlägt. Wer weiß, vielleicht wird doch noch ein B daraus? Ich leg mich auf jeden Fall ins Zeug....


ps. Ich bin gerührt über die große Bereitschaft Eigengewebe zu spenden ;o) 








Mittwoch, 25. September 2013

Newsletter 20: Herbststürme


Ihr Lieben,

und schon heute ist alles in trockenen Tüchern. Ich habe meine Entscheidung getroffen und bin froh und erleichtert, mir erst einmal keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen.

Aber für euch nochmal von vorne: Im letzten Newsletter hatte ich euch davon erzählt, dass ich zweierlei Meinungen von zwei Ärzten gehört hatte und nun noch eine dritte hören wollte. Im letzten Jahr musste ich mir immer nur zwei anhören, dann war immer schon alles klar: eine Tür ging zu, eine andere auf und so hat mich Jesus durch meine Entscheidungen gelotst. Diesmal wurden mir beide Türen sozusagen direkt vor der Nase zugeknallt, was mich wirklich verwirrt hat. Soll ich mich dann doch nicht operieren lassen? Nein- das hatten wir ja schon geklärt. Aber was dann? Die Zeit lief mir auch davon. Ich hatte mir für meine OP und die Genesung sechs Wochen ab dem 18.November frei gehalten. Am Wochenende davor wollten Domink und ich unseren 10.Hochzeitstag nachfeiern und vor der nächsten Krankenhausgeschichte ein bisschen ausspannen.

Ich betete jeden Abend, dass sich im nächsten Gespräch etwas für mich klären würde und  diesmal bitte eindeutig und keine verhaltenen und nebulösen Auskünfte. 
Nun gut, ich saß dann vor zwei Tagen wieder bei einem plastischen Chirurgen. Diesmal war alles anders. Ich bekam klare Aussagen- Implantate bei bestrahlter Brust machen sie nur bei Ausnahmen und wenn ich mich für ein Implantat entscheiden würde, wäre das eine langwierige Geschichte, weil mir zuvor ein Expander implantiert werden müsste.... Batsch, die Tür war eindeutig zu! Statt dessen zeigte mir der Arzt Bilder von Brustaufbau mit Eigengewebe, die wirklich ansehnlich waren. Nach sorgfältiger Prüfung meines Bauchspecks dachte ich wieder, dass so ne unsensible Bemerkung kommen würde, dass ich ja zum Glück noch genügend von meinen Schwangerschaften übrig hätte, aber nein- der Arzt meinte, dass das Gewebe durch die Schwangerschaften zwar überdehnt worden ist, aber sonst nicht allzu viel an mir dran wäre, es aber dennoch reichen würde. Oho, da bin ich aber geschmeichelt. Der Arzt weiß, wie man Frauen überzeugt ;o)

„Gut, das hört sich für mich alles schlüssig und gut an, wie sieht es mit OP-Terminen aus?“ „Och, bis April sind wir voll“, meinte der Arzt. Schluck! „Aber gestern hat eine Patientin abgesagt, die hatte einen Termin im November.“ „November wäre perfekt.“ Also hat der Arzt durch seinen Kalender gescrollt und beim 20.November angehalten. Ich konnte mich vor Begeisterung fast nicht mehr halten, was mir einen verwunderten Blick des Arztes einbrachte.
Dieses Wunder mit dem Termin macht mich gerade wieder soo froh und gibt mir neuen Mut für diese Entscheidung, die mir nicht leicht gefallen ist. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, ob nur eine oder beide Brüste.

Ich geh mit Jesus, aber trotzdem bekomme ich es manchmal mit der Angst zu tun. In den letzten Tagen hatte ich extreme Rückenschmerzen, die ich mir nicht erklären kann. Und ich hab ständig Zwischenblutungen, oder bekomme die Tage dann gar nicht, hab aber trotzdem Regelschmerzen. Das sind Dinge mit denen ich mich schwer tue. Die Ungewissheit bis zum nächsten Arzttermin macht mich manchmal ganz verrückt.
Die Jünger hatten auf dem stürmischen See auch Angst obwohl Jesus mit im Boot war. Der Sturm war lebensbedrohlich und als die Jünger auf die Idee kamen, Jesus zu wecken, fragte Jesus warum sie denn solche Angst hätten und streckte die Arme aus und stillte den Sturm.
Dieses Bild macht mich immer wieder von Neuem ruhig, denn ich weiß, dass Jesus auch meine Stürme kennt und die Macht hat, sie zu stillen oder mir einen Termin im November frei zu machen. Eigentlich könnte ich statt ihm in dem Boot schlafen- schöner Gedanke: so tief zu schlafen, dass man einen Sturm nicht mitbekommt. Das hätte ich auch gern mal wieder (JAel kommt zur Zeit jede Nacht um 2 Uhr zu uns marschiert und ab da bin ich wieder hellwach und denk mir solche Newsletter aus, wie diesen hier).

In diesem Sinne, auch euch einen guten Schlaf!


Dienstag, 10. September 2013

Newsletter 19: Brust hin oder her?

Meine Lieben,
so, dann erzähl ich euch gleich mal von meinen letzten Arztterminen. Ich habe länger nichts von mir hören lassen, weil ich das Thema so langsam auch über habe.

Mitte August stand mein Termin beim plastischen Chirurgen an zu dem ich meine Schwester und meinen Mann mitnahm. Leider duldete der Herr nur zwei Zuhörer, so dass mein Mann draußen bleiben musste. Er wollte zuerst meine Gedanken zu meinen Brüsten hören, bevor er seine geschätzte Meinung abgeben wollte.
Also sagte ich ihm, dass ich gerne eine beidseitige Brustmastekomie mit Eigengewebesaufbau durchführen lassen würde und gerne seine Meinung dazu wüsste. Beide Augenbrauen gingen hoch. Ob ich wisse, was ein Aufbau mit Eigengewebe bedeutet? Nein- deshalb bin ich ja hier. Nachdem er mir ein Bild mit einer Narbe von einer Hüfte zur anderen quer über die ganze Taillie gezeigt hatte, war das Thema für mich schon bald erledigt.
Nicht einmal die Brustgröße kann man bei der OP voraus sagen- schon etwas riskant in meinen Augen. Außerdem müssten bei zwei Brüsten zwei Teams über 10-12 Stunden operieren. Bei einer Brust wäre das nochmal was anderes und von den Risiken her auch nicht so umfangreich.

Nach einem Telefonat mit einer von "Implantaten-Betroffenen" war für mich bald klar, dass ich dann ab nächstem Sommer mit Implantaten in den Brüsten durchs Schwimmbad spazieren werde.
Hab in den folgenden Tagen bei meinen Schwimmbadbesuchen besonders die Dekolletes der Mutties um mich herum (hoffentlich unauffällig) begutachtet und mir in Gedanken schon meine Wunschgröße "B" und schöne "Tröpfchenform"  auf die Wunschliste gesetzt.

Mit diesem Wunschzettel war ich dann nach unserem Urlaub wieder mal im Brustzentrum zur Nachsorge. Mammographie war unauffällig- alles gut. Dann fragte er mich, wie ich mich nun entschieden hätte und ich erzählte ihm von meinem Vorhaben. Wieder gingen die Augenbrauen hoch. Was ist denn jetzt schon wieder? Also, in meinem Fall ist das mit den Imlantaten so ne Sache: die bestrahlte Brust hat eigentlich kein so hohes Krebsrisiko, wie die linke Seite und es kommt bei Bestrahlung des Öfteren zu Komplikationen, zum Beispiel, dass sich die ganze Haut ablöst oder es zu Verkapselung kommt. Deshalb wäre auch eine einseitige Mastektomie denkbar.  Also dann nur links ein Implantat rein? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen und kann er auch gut nachvollziehen. Er meinte dann aber, dass er ein Implantat auch schon nach einer Bestrahlung eingesetzt hätte und es auch gut gegangen ist, es aber genauso schief gehen kann und er mich darauf hinweisen muss.
Och Manno, dann bleiben mir also nur die Implantate mit über 50-prozentigem Risiko oder ein Aufbau mit Eigengewebe und dann nur links. Eigentlich hab ich schon gar keine Lust mehr. Wieso bin ich überhaupt brusterhaltend operiert worden?
Ein bisschen könnte ich die sieben Geislein beneiden, die sich keinen solchen Kopf gemacht haben, womit sie den Wolf wieder "aufbauen".
Ich hab mich bis heute noch nicht entschieden, was ich mache und werde in zwei Wochen noch eine Meinung bei einem plastischen Chirurgen in der Uni einholen (da meine Bestrahlung ja schon ein Jahr her ist und ich von ihm gerne noch ein paar Erfahrungswerte hätte) und beten, dass ich die richtige Entscheidung treffe. Diese Arzttermine sind soo lästig, zeitaufwenig und oft wiedersprüchig. Alles muss man denen aus der Nase raus ziehen, weil sie am Liebsten ja keinen Rat geben und alles schön mir überlassen.

Anderes Thema: unser Campingurlaub am Lago Maggiore war toll. Wir hatten alles dabei: Regen, Sonne, Pizza, Märkte, Sandstrand und Safari-Park. Bis auf den Umstand, dass Louis eine Nacht Fieber hatte und die ganze Bettwäsche vollgek... hat  und dass Dominiks Oma in den Tagen im Sterben lag war es eine sehr schöne Zeit. Dominik und ich haben nach 10 Jahren Ehe die Abende genutzt um viel zu reden und zu verzeihen, was in den Jahren nicht so gut gelaufen ist ;o)
Zwischendurch haben wir uns das Buch von Hirschhausen "Was ist mit der Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?" zu Gemüte geführt (kleiner Buchtipp für Hochzeitstage).

Übrigens hab ich heute eine E-Mail bekommen, die mich an etwas erinnert hat. Anfang diesen Jahres wollten wir im Februar Urlaub in Ägypten machen, nach dem Urlaub wollte ich wieder arbeiten gehen. Der Urlaub wurde teurer als gedacht und ich musste die Arbeit noch einmal um ein halbes Jahr verschieben. Im Februar hatte ich deswegen ein bisschen Bauchschmerzen, ob wir uns das alles überhaupt leisten können.
Fakt ist aber, dass wir am Ende jeden Monats immer den gleichen Kontostand hatten, obwohl das Krankengeld wegfiel und zweitens haben wir heute die Nachricht bekommen, dass wir das Geld für unsere Flugtickets aufgrund der Verspätung wieder zurück erstattet bekommen (wir hatten über EU-Claim geklagt.)
Wenn da nicht wieder Gott seine Finger im Spiel hatte ;o) dann weiß ich auch nicht ;o)

Sonntag, 7. Juli 2013

Newsletter 18: Wieder an der Arbeitsfront



Ihr Lieben,

so, die Arbeitswelt hat mich wieder. Habe schon die erste Woche hinter mir und gut überstanden. Dominik springt mit Louis gerade noch auf dem Papa-Kind-Wochenende herum und ich warte, bis Jael ausgeschlafen hat, damit wir ins Schwimmbad können.

Ich hab euch ja geschrieben, dass sich meine Schwester auch dem Gentest unterzogen hat. Leider wurde bei ihr auch eine Mutation im BRCA 1 Gen gefunden. Meiner Familie ging das auch wieder sehr nahe. Meine Schwester ist zum Glück niemand, der in Panik verfällt und sich erst einmal gut informiert, bevor sie sich zu große Sorgen macht. Wie sie sich letztendlich entscheidet, will ich nicht beeinflussen. Wir gehen im August erst einmal gemeinsam zum Termin beim plastischen Chirurgen. Ansonsten haben wir den selben Gynäkologen, der uns beiden ans Herz gelegt hat, auch schon in unserem jungen Alter die Eierstöcke entfernen zu lassen. Die Mutation ist in den Eiern drin und stellt eine tickende Zeitbombe in den Eierstöcken dar. Tritt der Krebs dort auf, kann man eigentlich nur noch Zeit raus schinden, heilbar ist es dann nicht mehr. Das Erkrankungsrisiko liegt bei über 50 Prozent. Das bedeutet dann aber entweder Wechseljahre oder Hormone einnehmen...Andrerseits lese ich auch von Vitamin D und Selen, was helfen soll, aber bin ich bereit für Experimente? Nein, wohl nicht.

Wie gesagt, gehöre ich seit Dienstag wieder zu arbeitenden Bevölkerung. Mein Empfang bei der Arbeit war sehr herzlich, war aber doch froh, dass an meinem ersten Tag der Großteil meines Teams an einem Beratertag war, so dass ich nicht nur am Erzählen war, sondern es sogar geschafft habe, mich an meinem PC einzuloggen. Ich hatte sämtliche Pins vergessen, so dass das wirklich eine Herausforderung war.

Einiges hat sich geändert, anderes wieder nicht, wozu mein Schreibtisch und die Stifte in meiner Schublade gehören- kann man das glauben? Spätestens in der Teambesprechung am Freitag war ich wieder voll da. Es ist schön, die Kollegen wieder zu haben. Irgendwie komme ich mir vor, wie ein Kind, das Zuhause ausgezogen ist und sich nach der Ausbildung wieder daheim einnistet. Zuhause ist es schön und vertraut, aber man hat sich doch verändert.

Woran ich mich erst mal wieder gewöhnen muss? Ich denke statt in "Kunden" in "Patienten"!

Abends war ich froh, um meinen Sport und wenn die Kinder abends im Bett waren. Muss mich erst an den Teizeit-Alltag gewöhnen und vielleicht auch eine kleine Mittagspause mit meinen Kindern einführen, damit ich nicht den ganzen Tag Aktion habe. Im Moment geht es aber ohne Pause ins Schwimmbad, was ich aber durchaus als angenehm empfinde.

Meine Mutter ist diese Woche zur Kur gefahren und mein Papa ist allein Zuhaus. Bisher ohne besondere Vorkommnisse. Bin gespannt, ob das so bleibt ;o)

Donnerstag, 30. Mai 2013

Newsletter 17: Was Angelina und ich gemeinsam haben...

Ihr Lieben,
alle Welt hat es mitbekommen, ihr auch? Angelina Jolie hat ihre Brüste amputieren lassen!
Wird ja ein riesen Ding draus gemacht, es gibt sogar bei gmx ein Voting, was man von der Sache hält- ob  man es für übertrieben hält oder nicht. 
Ja, die Medien halt. Und jetzt findet man alle möglichen Artikel und Sendungen zu dem Thema. 
Hab auch ein paar Kommentare gelesen, und hab dabei richtig Aggressionen bekommen, wie unbedacht manche Menschen ihre Kommentare in die Welt setzen.
Sie war als Tochter ihrer krebskranken Mutter direkt betroffen und weiß, was eine Krebstherapie für eine Familie bedeutet. Aus dem selben Grund entscheide ich mich auch für diesen Weg, nicht weil ich sooo sehr an meinem Leben hänge. Hach ja. Finde es aber auch etwas übertrieben, dass sie jetzt fast schon als Heldin gefeiert wird.
Jedefalls ist mein Umfeld jetzt bestens im Bilde über diese Mutation und das ganze Thema, so dass ich nicht mehr viel erklären brauche. Ich brauch nur noch zu sagen: "Wisst ihr, die Angie und ich haben die selben Gene!"o)  
Meine Eltern haben sich mittlerweile auch dem Gentest unterzogen, so wissen wir heute, dass es von Papa's Seite her kommt. Da gab es nur Brüder, somit war das eine blinde Seite.
Meine große Schwester wartet noch auf ihr Ergebnis und ich hoffe und bete, dass ich die Einzige bleine, die es hat. 

Unsere Familie ist mal wieder am bauen. So lange die Baustelle meiner kleinen Schwester noch nicht los geht musste unbedingt Ersatz her. Und so kaufte mein Papa kurzerhand einen alten Bauwagen, den wir Töchter und Schwiegersöhne nun renovieren dürfen. Und so haben wir die verregneten Pfingsferien mal wieder zum Werkeln genutzt.

Sonntag, 28. April 2013

Newsletter 16: Mädelsabend mit Folgen

Ihr Lieben,

gestern Abend sind wir Frauen ins Breisacher Kino zum Schnulze gucken gefahren. Nicolas Sparks war angesagt. Breisacher Kino ist unglaublich praktisch. Man kann kurz vor knapp noch kommen, bekommt aber trotzdem immer einen Platz, es ist billiger, als in der Stadt und es gibt kein Popcorn- weiß gerade nicht, ob ich das zu den Plus- oder Minuspunkten des Kinos zählen soll....
Auf jeden Fall war's nett zusammen Auslauf zu haben und daheim raus zu kommen.
Die Geschichte war mal wieder sehr vorhersehbar, was mich letztendlich aber berührte, war die Geschichte um die Liebesgeschichte drum herum. Es ging um einen Witwer, der seine Frau durch eine Krebserkrankung verloren hatte. Ihr jüngster Sohn litt schwer unter dem Tod der Mutter.usw.
Jedenfalls kam ich ins Nachdenken. Mir wurde klar, dass es nicht die Frage ist, ob ich mit der ungewissen Situation klar komme. Ich bin vielleicht stark genug, nochmals eine Chemo über mich ergehen zu lassen, falls bei einer Nachsorgeuntersuchung etwas gefunden wird. Aber was hieße das dann wieder für meine Familie? Und wer sagt denn, dass es wieder so glimpflig abläuft, wie letztes Mal? Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ich meinen Kindern eine Chemobehandlung nochmals zumuten würde, eher würde ich über Alternativen nachdenken.
Hatte in letzter Zeit auch ein Elterngespräch mit Louis Erzieherin. So wie ich sie verstanden hatte, macht Louis im Moment keine Entwicklungsschübe mehr, wobei es unklar ist, ob das einfach von dem letzten Jahr her kommt. Außerdem klagt er seit Monaten immer wieder über unspezifische Bauchschmerzen. War deshalb jetzt auch mehrere Male beim Kinderarzt. Organische Ursachen konnten ausgeschlossen werden, liegt deshalb wohl im psychosomatischen Bereich. Wir beobachten noch.... hab aber aus diesem Grund beschlossen nur vormittags mit der Arbeit einzusteigen, damit ich nachmittags immer für die Kinder da bin.

Heute Nacht habe ich mich jedemfalls für eine Brustmastektomie entschieden und fühle mich gut mit dieser Entscheidung. Es ist immer aufwühlend bis man eine Entscheidung getroffen hat. Sie fühlt sich auf jeden Fall heute morgen richtig an und auch Dominik kann damit leben.

Jetzt mal schauen, womit ich sie dann wieder aufbauen lasse: Eigengewebe oder Silikon???
Für diese Entscheidung lasse ich mir jetzt aber wirklich bis zum Winter Zeit. Die Eierstöcke behalt ich mal noch, bis ich 38 Jahre alt bin oder bis die Wechseljahre dauerhaft einsetzen...blöde Schweißausbrüche....



Dienstag, 16. April 2013

Newsletter 15: Mein Krebsmonster- ein Mutant?!

Meine Lieben,

endlich ist es da: Mein Ergebnis des Gen-Testes. Keine Ahnung, was ich mir davon erhofft habe. Nun ist es aber da. Der Doktor wollte mit mir nicht am Telefon über das Ergebnis sprechen, aha?
Als ich dem Humangenetiker gegenüber saß hatte ich eine Art Déjàvu. Vor circa genau einem Jahr saß mir schon mal ein Doktor gegenüber und sagte mir, dass ich krebstechnisch die A....karte gezogen hatte. Und dieses Mal schon wieder. Ja, sie haben bei mir eine Mutation im BRCA-1 Gen gefunden, die Ursache meiner Krebserkrankung sein soll. Dieses Gen ist bei 5-10 Prozent der Fälle Ursache für Brust- oder Eierstockkrebs. Das wusste ich im Grunde schon. Was mir nicht klar war, war, dass ich dadurch ein hohes Zweiterkrankungsrisiko habe. Bei unter 40-jährigen liegt das Risiko für erneuten Brustkrebs bei 43 Prozent in den ersten 15 Jahren. Eierstockkrebs ist noch häufiger.
Weil ich erst 31 Jahre alt bin, ist mein Zellwachstum noch schnell, so dass ich mir überlegen soll meine Eierstöcke entfernen zu lassen. Außerdem sollten sich meine Eltern und meine Schwestern auch einer Gen-Untersuchung unterziehen. Wenn meine Mutter oder Schwester auch dieses Gen haben, liegt ihr Risiko bei ca. 87 Prozent im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Meine Kinder können ebenfalls 50/50 das Gen in sich tragen, wird aber nicht vor 18 Jahren untersucht.
So, jetzt muss ich wieder einmal eine Entscheidung treffen. Eierstöcke drin lassen oder raus?
Diese Entscheidung wollte ich diesmal sehr gründlich treffen und mich ausführlich informieren.
Übereilen wollte ich schon gar nichts.
Im Internet fand ich genauso viel Pro- wie Kontrastimmen. Deshalb wollte ich mal die Meinung von meinem Professor vom Brustzentrum abwarten.
Was das Ergebnis mit mir machte? Ich lag seither jede Nacht im Bett und fühlte, ob in meiner Achsel noch alles gut ist. Ich fühlte jedes Mal andere Knubbel. Schwierig zu ertasten, was Narben sind oder kleine Krebsknubbel. Ich muss dazu sagen, dass ich nachts sowieso nicht mehr auf der rechten Seite schlafen kann, weil mir der Arm nach ner Zeit weh tut.
Also war ich dieses Mal etwas angespannter als bei meinem letzten Nachsorgetermin. Eine Mammographie stand an. Danach sollte ich vor dem Sprechzimmer Platz nehmen. Ich sah, wie der Professor meine Akte nahm und in seinem Zimmerchen verschwand. Er kam 10 Minuten nicht mehr raus. Ich bekam Schweißausbrüche und dachte mir, der überlegt jetzt bestimmt, wie er es mir sagen soll. Gott sei dank, war aber alles in Ordnung. Ich sprach das Thema BRCA1 an und erzählte ihm von dem Rat die Eierstöcke entfernen zu lassen. Davon wollt der Professor allerdings nichts wissen, bevor ich 38 Jahre alt bin. Nein, er meinte, die Brüste sollten noch eher weg! Ein ganz klein bisschen wurde mir schlecht. Ich dachte, das muss man heute nicht mehr, weil die Nachsorge so gut ist? Allerdings hatte der Professor recht. Wenn sie was finden, fängt die ganze Schose von vorne an. Er meinte, es käme auf mein Sicherheitsbedürfnis an, und das wäre doch bestimmt hoch, wenn ich noch zwei kleine Kinder habe.

So, diese Nachricht muss ich erst wieder verdauen, wobei ich deshalb jetzt nicht zum Psychologen muss. Es geht halt wieder mal um eine Entscheidung, die ich zu treffen habe.

War übrigens letztens beim Zahnarzt, der tatsächlich noch drei Weisheitszähne bei mir ausfindig gemacht hat. Muss sie im Juni noch rausmachen lassen. Alls drauf! Im Moment reicht es mir doch wieder und auch das miese Hundswetter zieht ganz schön nach unten. Ich brauch unbedingt mal wieder eine sonnige Phase.


Donnerstag, 28. Februar 2013

Exkurs: Unser Auszug aus Ägypten

Ihr Lieben,

wir sind wieder da! Gott sei Dank!!!
Alles fing damit an, dass Belinda uns eines Tages eine E-Mail schrieb in der sie uns erzählte, dass ihr Club bis zum Ende des Monats schließt, und sie bald alle keinen Job und keine Unterkunft mehr hätte. Wie jetzt? Und was wird aus unserem Urlaub? Flug stornieren war viel zu teuer, wäre mir in dem Moment aber am Liebsten gewesen. Also hab ich ein ganzes Wochenende im Internet verbracht um eine alternative Unterkunft zu suchen, was ich dann auch gefunden habe. Kein so bombastischer Club, wie der von meiner Schwägerin und ein Zimmer für uns alle, damit es nicht so teuer wird. Ok, das hatten wir geschafft.

Kurz darauf kam eine Mail der Fluggesellschaft, dass unser Flug nicht wie geplant um 11 Uhr starten würde, sondern schon um 8 Uhr morgens. So ein Käse! Jetzt hatten wir extra den teureren Flug ausgesucht, weil wir mit den Kiddies nicht in der Nacht los wollten und jetzt das! Außerdem hatten wir einen Non-Stop-Flug gebucht und nun sollten wir auf dem Heimflug noch einen Zwischenhalt in Sharm el Sheik haben. So langsam verlor ich die Lust...

So, dann waren wir das Wochenende vor unserem Abflug noch auf einem Familienwochenende im Schwarzwald mit Unmengen an Schnee. Jael hatte Ohrenschmerzen und war die Tage danach ziemlich angeschlagen und verschnupft.  Am Mittwoch reisten wir zu alten Freunden nach Wallau in die Nähe von Frankurt und nächtigten da, bis wir um 5 Uhr morgens wieder aufstanden und zum Flughafen losfuhren.

Der Flug war eine schöne Erfahrung für Louis: Fast 5 Stunden Fernsehschauen!! Jael war da etwas anstrengender, aber schließlich hatten wir das auch geschafft.
Der Club war für unsere Verhältnisse echt schön und auch das Zimmer und alles drum herum stimmte. Nur das Wetter: es blies ein ziemlich kalter Wind bei um die 20 Grad.
Die Tage verbrachten wir hinter einem Windschutz am STrand und beim ESSEN. Zwischendurch blamierte ich mich beim Zumbakurs oder wir spielten Schach. Dominik und ich waren auch mal mit Belinda schnorcheln, was echt krass schön war.
Auch wenn Jael noch Fieber hatte und eine Bronchitis bekam waren es für mich die entspanntesten Tage seit Jahren und ich war erholt wie nie zuvor. Ich brauchte nur zu überlegen, was wir anziehen müssen, alles andere war egal.

An unserem Abreisetag kam die Sonne und ich wäre am liebsten noch einen Tag geblieben. Das das am Ende Wirklichkeit wurde, konnte ich in dem Moment nicht ahnen.
Um 12 Uhr gings zum Flughafen und um 14 Uhr ging der Flug. Eine dreiviertel Stunde später landeten wir wieder in Sharm el Sheik. Kaum waren wir in der Flughafenhalle wurden wir schon wieder zum Gate gerufen. Wir hatten Durst, da wir im Flugzeug auf der kurzen Strecke nichts zu Trinken bekommen hatten und nichts im Gepäck dabei hatten. Also wir wieder ins Flugzeug rein. Aber dann ging es einfach nicht weiter. Nach einiger Zeit kam die Durchsage des Piloten, dass etwas mit den Turbinen nicht stimmte. Von da an kam über 2 Stunden alle 15 Minuten eine Durhsage, dass wir noch durchhalten müssten, einmal bekamen wir was zu trinken. Um 17:30 Uhr hieß es dann aussteigen. Wir sollten in ein Hotel gebracht werden. Unsere Kinder waren total durch den Wind, total hungrig, müde und ANSTRENGEND. Louis weinte: "Müssen wir jetzt für immer in Ägypten bleiben?" In der Flughafenhalle wurden alle Passagiere in ein Gate gepfercht und von dort aus 1,5 Stunden durch verschiedene Sicherheitschecks und Visa-Gedöhns geschleust ohne Möglichkeit die Kinder mal wo hin zu setzen. Am Ende standen wir mit 6 großen Koffern (Belinda ist mit uns nach Hause gereist) vor dem Flughafen und versuchten der Meute über das steinige Pflaster zu folgen. Bis wir bei dem 500 m entfernten Busparkplatz ankamen, waren alle Busse belegt. Nur die Familien mit Kindern hatten keinen Platz mehr bekommen. Die Busse fuhren ab. Die netten Ägypter wollten Geld für ein Taxi, aber wir hatten kein ägyptisches Geld mehr. Also warteten wir. Am Ende kam dann doch noch ein Bus. Wir Familien halfen uns, wo wir konnten und teilten unseren kleinen Proviant und die letzten Schlücke trinken. Bis wir im Hotel ankamen war es 19:30 Uhr. Endlich essen, dachte ich. Aber Pustekuchen. Zuerst mussten wir noch eine halbe Stunde an der Rezeption auf die Schlüssel warten, dann mit unserem ganzen Gepäck 500 m bergab ins Hotelzimmer, dann mit den Kindern wieder hoch zum Hotelrestaurant, in dem sie uns einfach nicht hinein liesen. Eine Schlange war davor und obwohl immer wieder Leute raus kamen, wollten sie uns nicht rein lassen (Familien durften nur hinten sitzen).  So verzweifelt war ich lange nicht mehr gewesen. Bis wir alle im Bett waren, war es 22 Uhr. Ich war fix und fertig. Der Rückflug sollte um 5 Uhr sein, der Bus sollte uns um 4 Uhr abholen. Ich bekam kein Auge zu.
Um 3 Uhr standen Dominik und ich auf und suchten unser Gepäck zusammen. Dominik brachte das Gepäck schon mal hoch und wollte auschecken, bevor alle wieder gleichzeitg auschecken wollten. An der Rezeption sagten sie ihm, er sollte damit noch warten und wir sollten auf dem Zimmer bleiben, bis sie uns anrufen. Um viertel vor vier, dachten wir, die haben uns vergessen. Deshalb weckten wir die Kinder und trugen sie den Berg hoch zur Hotelhalle. Dominik ging zur Rezeption und ich ging rüber zu einer anderen Familie. Ihre Kinder hatten in der Nacht gebrochen und so suchte ich im Gepäck nach einem Medikament, als mich die Mutter aufklärte, dass das Flugzeug ja noch nicht fertig sei. Wie bitte? Ja, wir sollten alle zurück auf das Zimmer und dort warten, bis man uns benachrichtigte. Das war zum Eier legen!
Wir also wieder mit den Kindern ohne Gepäck ins Hotelzimmer. Um 5 Uhr haben alle außer mir selbst wieder geschlafen. Um 9 Uhr beschlossen wir das Zimmer auf Risiko zu verlassen und Frühstücken zu gehen. In der Hotelhalle trafen wir wieder die Familie mit den neusten Infos. Die Maschine sei noch nicht repariert, vor zwei Stunden würde nichts mehr passieren, deshalb könnten wir dann auch an den Strand. Ok, dann sind wir halt zum Frühstücksbuffet. Als wir gerade fertig waren, kam ein Passagier in den Essenssaal gerannt und rief: Auschecken, wir sollen auschecken!
Dominik lief dann zu unserem Zimmer, um das Kleingepäck zu holen und wir stellten uns vor dem Hotel auf, damit wir diesmal einen Platz im Bus bekommen. Und wieder einmal war es heiß! Erst eine dreiviertel Stunde später um 11 Uhr kam der Bus und brachte uns zum Flughafen. Wieder kalte Klimaanlage! Beim Checkinschalter gab es dann auch noch ein längeres Computerproblem, was gemessen an den anderen Pannen ein Klacks war. Der Heimflug war dagegen wiederum ein Mückenhäufchen und kaum der Rede wert.  Beide Kinder waren nach der Tour total erkältet und husteten nur noch und ich........?
Ich saß ein Tag später Zuhause am Küchentisch und mir liefen plötzlich die Tränen. Die ganze Anspannung mit den Kindern hatte mir ganz schön zugesetzt.Erholt fühlte ich mich schon lange nicht mehr. Und trotzdem war es ein schöner Familienurlaub mit schönen Erinnerungen und Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.

ps. wir haben die Fluggesellschaft über euclaim verklagt und hoffen auf 1200 Euro Ausgleichszahlung.

Donnerstag, 31. Januar 2013

Newsletter 14: Erster Nachsorgetermin

Ihr Lieben,

ich möchte euch noch kurz erzählen wie der letzte Tag der Bestrahlung für mich war. Ich kann euch nicht sagen, wie unbeschreiblich glücklich in an jenem letzten Bestrahlungstag war.
In meinem Überschwang hatte ich den K-Schwestern gebrannte Mandeln mitgebracht und auch meinem Taxi gebührend Adieu gesagt. Als ich aus dem Taxi ausstieg lief ich direkt in unseren Hausflur, nahm Louis bei den Händen und hüpfte mit ihm durch die Wohnung. Ich werde auch nie vergessen, wie Louis die Haustüre aufmachte und zu Dominik herausrief: "Papa! Die Mama hat keinen Krebs mehr!" In dem Moment wurde mir klar, was dieses Jahr auch für Louis bedeutet haben muss.

Am Montag war Gabi nicht mehr da, rief uns aber gleich am Morgen an, weil sie ein Bild von sich in der Zeitung gefunden hatte ;o) mit einem Gruß von uns. Die Tage danach waren für mich wie ein Traum, ich hatte ständig ein Kribbeln im Bauch und konnte kaum still sitzen vor Freude.
Am Samstag vor Silvester lud ich ein paar Freunde und Nachbarn ein und wir tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Endlich mal wieder ein Schlückchen Alkohol, mhm.

Am 15. Januar stand mein erster Nachsorgetermin an. War eigentlich völlig unspektakulär.
Die Woche darauf wollte ich die Eingewöhnung von Jael in Angriff nehmen. Eigentlich machte ich mir keine Sorgen, dass das ein Problem werden könnte. Das war es am Ende dann aber leider doch.
Die Erzieherin in Jaels Gruppe wurde zur selben Zeit schwanger und konnte nicht mehr zur Arbeit kommen. Deshalb gab es nur noch eine konstante Bezugsperson für Jael und jeden Tag wechselnde Vertretungen. Jael wurde mit der Kinderpflegerin dann auch nicht warm und schrie jeden Tag mehr, wenn wir in die Kita kamen. Sieben Tage zog ich es durch, bis ich am Wochenende den Entschluss fasste, meinen Wiedereinstieg auf den Sommer zu verschieben. Ich brachte es einfach nicht übers Herz.
Auch hier ist mir erst dann so richtig bewusst geworden, dass Jael im letzten Jahr nicht so viel von mir hatte, wie sie es eigentlich gebraucht hätte. Und ich selbst hatte eigentlich auch noch keine Zeit, um einfach mal zur Ruhe zu kommen.
Es war keine leichte Entscheidung, aber letztendlich doch die vernünftigste. Allerdings wusste ich nicht, wie mein Arbeitgeber das finden würde. Es war mir in dem Moment aber nicht so wichtig, wie meine Familie. Gott sei Dank hatten sie vollstes Verständnis für meine Situation und so verlängerte ich meine Elternzeit einfach.
Jetzt freue ich mich einfach auf die paar Monate, in denen ich die Elternzeit mit Jael nachholen kann, die ich versäumt habe.

Ah, wir haben übrigens beschlossen Dominiks Schwester in Ägypten zu besuchen. Sie arbeitet noch bis März in einem Club. Durch sie bekommen wir eine günstige Unterkunft und wir müssen nur den Flug bezahlen. Die Flüge haben wir noch vor Silvester gebucht und so fliegen wir am 14. Februar in die Sonne. All inclusive! Eigentlich glaub ich nicht, dass wir die Typen dafür sind, wenn's aber doch so günstig ist, ist es doch verführerisch.

Ich meld mich dann danach wieder.