Mittwoch, 25. September 2013

Newsletter 20: Herbststürme


Ihr Lieben,

und schon heute ist alles in trockenen Tüchern. Ich habe meine Entscheidung getroffen und bin froh und erleichtert, mir erst einmal keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen.

Aber für euch nochmal von vorne: Im letzten Newsletter hatte ich euch davon erzählt, dass ich zweierlei Meinungen von zwei Ärzten gehört hatte und nun noch eine dritte hören wollte. Im letzten Jahr musste ich mir immer nur zwei anhören, dann war immer schon alles klar: eine Tür ging zu, eine andere auf und so hat mich Jesus durch meine Entscheidungen gelotst. Diesmal wurden mir beide Türen sozusagen direkt vor der Nase zugeknallt, was mich wirklich verwirrt hat. Soll ich mich dann doch nicht operieren lassen? Nein- das hatten wir ja schon geklärt. Aber was dann? Die Zeit lief mir auch davon. Ich hatte mir für meine OP und die Genesung sechs Wochen ab dem 18.November frei gehalten. Am Wochenende davor wollten Domink und ich unseren 10.Hochzeitstag nachfeiern und vor der nächsten Krankenhausgeschichte ein bisschen ausspannen.

Ich betete jeden Abend, dass sich im nächsten Gespräch etwas für mich klären würde und  diesmal bitte eindeutig und keine verhaltenen und nebulösen Auskünfte. 
Nun gut, ich saß dann vor zwei Tagen wieder bei einem plastischen Chirurgen. Diesmal war alles anders. Ich bekam klare Aussagen- Implantate bei bestrahlter Brust machen sie nur bei Ausnahmen und wenn ich mich für ein Implantat entscheiden würde, wäre das eine langwierige Geschichte, weil mir zuvor ein Expander implantiert werden müsste.... Batsch, die Tür war eindeutig zu! Statt dessen zeigte mir der Arzt Bilder von Brustaufbau mit Eigengewebe, die wirklich ansehnlich waren. Nach sorgfältiger Prüfung meines Bauchspecks dachte ich wieder, dass so ne unsensible Bemerkung kommen würde, dass ich ja zum Glück noch genügend von meinen Schwangerschaften übrig hätte, aber nein- der Arzt meinte, dass das Gewebe durch die Schwangerschaften zwar überdehnt worden ist, aber sonst nicht allzu viel an mir dran wäre, es aber dennoch reichen würde. Oho, da bin ich aber geschmeichelt. Der Arzt weiß, wie man Frauen überzeugt ;o)

„Gut, das hört sich für mich alles schlüssig und gut an, wie sieht es mit OP-Terminen aus?“ „Och, bis April sind wir voll“, meinte der Arzt. Schluck! „Aber gestern hat eine Patientin abgesagt, die hatte einen Termin im November.“ „November wäre perfekt.“ Also hat der Arzt durch seinen Kalender gescrollt und beim 20.November angehalten. Ich konnte mich vor Begeisterung fast nicht mehr halten, was mir einen verwunderten Blick des Arztes einbrachte.
Dieses Wunder mit dem Termin macht mich gerade wieder soo froh und gibt mir neuen Mut für diese Entscheidung, die mir nicht leicht gefallen ist. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, ob nur eine oder beide Brüste.

Ich geh mit Jesus, aber trotzdem bekomme ich es manchmal mit der Angst zu tun. In den letzten Tagen hatte ich extreme Rückenschmerzen, die ich mir nicht erklären kann. Und ich hab ständig Zwischenblutungen, oder bekomme die Tage dann gar nicht, hab aber trotzdem Regelschmerzen. Das sind Dinge mit denen ich mich schwer tue. Die Ungewissheit bis zum nächsten Arzttermin macht mich manchmal ganz verrückt.
Die Jünger hatten auf dem stürmischen See auch Angst obwohl Jesus mit im Boot war. Der Sturm war lebensbedrohlich und als die Jünger auf die Idee kamen, Jesus zu wecken, fragte Jesus warum sie denn solche Angst hätten und streckte die Arme aus und stillte den Sturm.
Dieses Bild macht mich immer wieder von Neuem ruhig, denn ich weiß, dass Jesus auch meine Stürme kennt und die Macht hat, sie zu stillen oder mir einen Termin im November frei zu machen. Eigentlich könnte ich statt ihm in dem Boot schlafen- schöner Gedanke: so tief zu schlafen, dass man einen Sturm nicht mitbekommt. Das hätte ich auch gern mal wieder (JAel kommt zur Zeit jede Nacht um 2 Uhr zu uns marschiert und ab da bin ich wieder hellwach und denk mir solche Newsletter aus, wie diesen hier).

In diesem Sinne, auch euch einen guten Schlaf!


Dienstag, 10. September 2013

Newsletter 19: Brust hin oder her?

Meine Lieben,
so, dann erzähl ich euch gleich mal von meinen letzten Arztterminen. Ich habe länger nichts von mir hören lassen, weil ich das Thema so langsam auch über habe.

Mitte August stand mein Termin beim plastischen Chirurgen an zu dem ich meine Schwester und meinen Mann mitnahm. Leider duldete der Herr nur zwei Zuhörer, so dass mein Mann draußen bleiben musste. Er wollte zuerst meine Gedanken zu meinen Brüsten hören, bevor er seine geschätzte Meinung abgeben wollte.
Also sagte ich ihm, dass ich gerne eine beidseitige Brustmastekomie mit Eigengewebesaufbau durchführen lassen würde und gerne seine Meinung dazu wüsste. Beide Augenbrauen gingen hoch. Ob ich wisse, was ein Aufbau mit Eigengewebe bedeutet? Nein- deshalb bin ich ja hier. Nachdem er mir ein Bild mit einer Narbe von einer Hüfte zur anderen quer über die ganze Taillie gezeigt hatte, war das Thema für mich schon bald erledigt.
Nicht einmal die Brustgröße kann man bei der OP voraus sagen- schon etwas riskant in meinen Augen. Außerdem müssten bei zwei Brüsten zwei Teams über 10-12 Stunden operieren. Bei einer Brust wäre das nochmal was anderes und von den Risiken her auch nicht so umfangreich.

Nach einem Telefonat mit einer von "Implantaten-Betroffenen" war für mich bald klar, dass ich dann ab nächstem Sommer mit Implantaten in den Brüsten durchs Schwimmbad spazieren werde.
Hab in den folgenden Tagen bei meinen Schwimmbadbesuchen besonders die Dekolletes der Mutties um mich herum (hoffentlich unauffällig) begutachtet und mir in Gedanken schon meine Wunschgröße "B" und schöne "Tröpfchenform"  auf die Wunschliste gesetzt.

Mit diesem Wunschzettel war ich dann nach unserem Urlaub wieder mal im Brustzentrum zur Nachsorge. Mammographie war unauffällig- alles gut. Dann fragte er mich, wie ich mich nun entschieden hätte und ich erzählte ihm von meinem Vorhaben. Wieder gingen die Augenbrauen hoch. Was ist denn jetzt schon wieder? Also, in meinem Fall ist das mit den Imlantaten so ne Sache: die bestrahlte Brust hat eigentlich kein so hohes Krebsrisiko, wie die linke Seite und es kommt bei Bestrahlung des Öfteren zu Komplikationen, zum Beispiel, dass sich die ganze Haut ablöst oder es zu Verkapselung kommt. Deshalb wäre auch eine einseitige Mastektomie denkbar.  Also dann nur links ein Implantat rein? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen und kann er auch gut nachvollziehen. Er meinte dann aber, dass er ein Implantat auch schon nach einer Bestrahlung eingesetzt hätte und es auch gut gegangen ist, es aber genauso schief gehen kann und er mich darauf hinweisen muss.
Och Manno, dann bleiben mir also nur die Implantate mit über 50-prozentigem Risiko oder ein Aufbau mit Eigengewebe und dann nur links. Eigentlich hab ich schon gar keine Lust mehr. Wieso bin ich überhaupt brusterhaltend operiert worden?
Ein bisschen könnte ich die sieben Geislein beneiden, die sich keinen solchen Kopf gemacht haben, womit sie den Wolf wieder "aufbauen".
Ich hab mich bis heute noch nicht entschieden, was ich mache und werde in zwei Wochen noch eine Meinung bei einem plastischen Chirurgen in der Uni einholen (da meine Bestrahlung ja schon ein Jahr her ist und ich von ihm gerne noch ein paar Erfahrungswerte hätte) und beten, dass ich die richtige Entscheidung treffe. Diese Arzttermine sind soo lästig, zeitaufwenig und oft wiedersprüchig. Alles muss man denen aus der Nase raus ziehen, weil sie am Liebsten ja keinen Rat geben und alles schön mir überlassen.

Anderes Thema: unser Campingurlaub am Lago Maggiore war toll. Wir hatten alles dabei: Regen, Sonne, Pizza, Märkte, Sandstrand und Safari-Park. Bis auf den Umstand, dass Louis eine Nacht Fieber hatte und die ganze Bettwäsche vollgek... hat  und dass Dominiks Oma in den Tagen im Sterben lag war es eine sehr schöne Zeit. Dominik und ich haben nach 10 Jahren Ehe die Abende genutzt um viel zu reden und zu verzeihen, was in den Jahren nicht so gut gelaufen ist ;o)
Zwischendurch haben wir uns das Buch von Hirschhausen "Was ist mit der Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?" zu Gemüte geführt (kleiner Buchtipp für Hochzeitstage).

Übrigens hab ich heute eine E-Mail bekommen, die mich an etwas erinnert hat. Anfang diesen Jahres wollten wir im Februar Urlaub in Ägypten machen, nach dem Urlaub wollte ich wieder arbeiten gehen. Der Urlaub wurde teurer als gedacht und ich musste die Arbeit noch einmal um ein halbes Jahr verschieben. Im Februar hatte ich deswegen ein bisschen Bauchschmerzen, ob wir uns das alles überhaupt leisten können.
Fakt ist aber, dass wir am Ende jeden Monats immer den gleichen Kontostand hatten, obwohl das Krankengeld wegfiel und zweitens haben wir heute die Nachricht bekommen, dass wir das Geld für unsere Flugtickets aufgrund der Verspätung wieder zurück erstattet bekommen (wir hatten über EU-Claim geklagt.)
Wenn da nicht wieder Gott seine Finger im Spiel hatte ;o) dann weiß ich auch nicht ;o)