Meine Lieben,
hatte gestern und heute viele Nachrichten in meinem Postfach, wie ich die erste Runde überstanden habe.
Ich würde meinen gut!
Die Assistenzärztin hat die Nadel gut in den Port gerammt, war keine Anfängerin mehr. Ich muss schon sagen, danach konnte ich mich schon fast entspannen. Nachdem mir ca. 1Liter Medikamente eingeflöst wurden kamen nacheinander zwei Zytostasika, wovon ich aber gar nichts gemerkt habe.
Ich habe mir während dessen Predigten von Johannes Hartl angehört (Bianca- danke für den Tipp) und die Augen zu gemacht.
Apropos meine Augen: die Doppelbilder sind weg! In der Nähe kann ich alles gut erkennen, alles was mehr als drei Meter weiter weg ist, sehe ich noch verschwommen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mich das verschwinden der Doppelbilder erleichtert. Ich laufe nicht ständig irgendwo dagegen und traue mir nun auch wieder zu alleine einen Spaziergang zu machen oder die Spülmaschine einzuräumen.
Auch wenn es schon wieder fast eine Woche her ist, erzähle ich euch noch kurz von meiner ambulanten Port-OP. Diesmal hatte ich den Schlachthof gewechselt. Es war ein bisschen menschenwürdiger, aber genauso fluchs. Den Anästhesiearzt musste ich beinahe in den Arm nehmen, er kommt aus einer Krebsfamilie und war fast den Tränen nahe. Zwei ehrgeizige Kollegen waren ganz erpicht darauf meine "ach so schlechten Venen" zu treffen. Sie haben vor mir einen kleinen Hahnenkamp aufgeführt, wofür sich die Änästhesiepflegerin immer wieder peinlichst entschuldigte. Sie sagte ihnen immer wieder: "Diese Frau ist traumatisiert, hört jetzt auf damit!" Was der Ehrgeiz alles bewirken kann, denn tatsächlich, er musste es nur einmal versuchen und ein kleines bisschen nachbohren. Habe wieder das F-Wort benutzt ;o) Die müssen aber auch mal merken, dass das Sch...weh tut!
Dann ging alles schnell, habe gar nicht mitbekommen, dass ich eingeschlafen bin. Als ich aufwachte, habe ich gar nicht gecheckt, dass es schon vorbei war. Aber sobald ich die Augen aufmachte, wollten sie schon, dass ich mich anziehe und zum Röntgen laufe. Mensch, ihr könnt sicher vorstellen, dass man nach einer Narkose am Liebsten gar nichts mehr macht. Diese ambulanten OP's nerven wirklich.
Seither ist meine linke Seite um das Schlüsselbein noch sehr angeschwollen und die Schmerzen verhindern, dass ich auf der Seite schlafen kann. Die Nächte waren in der letzten Woche deshalb sehr bescheiden.
So jetzt zur Chemo, Als ich ins Chemo-Taxi einstieg kam auf SWR4 gerade wieder das Lied: "Take it Easy, nimms leicht!" Mein Taxi-Fahrer hat den Sender also doch nicht gewechselt!
Zuhause war ich nur müde, am Abend kam etwas Kopfweh dazu, die Nacht war gut, keine trockenen Schleimhäute oder sonstige Nebenwirkungen, am Morgen bin ich mit Übelkeit erwacht, allerdings hat mir Dominik gleich eine Notfall-Tablette und eine Schüssel geholt und dann habe ich mich aufgesetzt, so konnte ich alles drin behalten.
Jetzt, drei Stunden später geht es mir ganz gut, mir glühen die Wangen vom Cortison, ansonsten merk ich gar nichts: Praise the Lord! Dass mir die Haare nicht ausfallen, wird immer unwahrscheinlicher. Die Krankenschwester meinte, dass ich bei einer zweiten Chemo damit rechnen muss. Aber wer weiß das schon und wenn dann wäre es auch nicht das Schlimmste.
Die Chemo beeinträchtigt wohl sehr stark meine Blutwerte, deshalb wird mir jede Woche Blut abgenommen und ich muss mich wie eine Schwangere ernähren, keine rohen und ungeschälten Sachen essen.
Apropos Essen: Ihr habt uns in den letzten Wochen wirklich verwöhnt. Ich möchte nur während der Chemo so gut es geht auf Süßkram verzichten, weshalb ich euch bitte, mir zumindest nichts mehr mit zu bringen. Denn wer mich gut kennt, weiß, dass ich kaum widerstehen kann, wenn mir etwas Leckeres vor die Nase gesetzt wird ;o)
Ich bin immer wieder gerührt, wie mir meine Mitmenschen versuchen, alles so erträglich, wie möglich zu machen: Mein Mann serviert mir meine Schmerztropfen mit einem Augenzwinkern in einem Schnapsglas, meine Mutter bringt den selbst gemachten Karottensaft in einer Weinflasche mit (was ihn leider nicht besser macht- aber die Geste zählt), eine Freundin massiert mir jedes Mal die Füße, wenn sie kommt, eine andere nimmt Jael immer mit zum Turnen, mein Schwiegervater hat den Taxidienst übernommen und Gabi umsorgt mich natürlich auch, die Gebetskreise lassen nicht locker und treffen sich regelmäßig. Ich sehe das und danke euch hiermit mit tausend Küssen!
Wie geht es weiter? Am Montagmorgen steht mein Termin in der Strahlenklinik und beim Hausarzt zur Blutentnahme an. Nächsten Dienstag habe ich noch einmal eine "kurze" Chemo, wo ich nur Gemzar bekomme, danach habe ich zwei Wochen Chemo-Pause! Dann habe ich einen von sechs Zyklen geschafft, bzw. nach der dritten kommt die große Überprüfung, ob die Chemo anschlägt.
Soweit seid ihr jetzt wieder auf dem neusten Stand.
Ich grüße und umarme euch
Eure Kerstin
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