Mittwoch, 11. November 2015

Newsletter: Runde zwei

Guten Morgen allerseits,
es ist 02:30 und das Cortison zeigt seine Wirkung. Ich habe mich nun entschlossen, nicht weiter wach im Bett zu bleiben, sondern zu schreiben bzw. damit anzufangen.
Gestern war meine zweite Chemo-Kombi dran.
Mein Taxi hat echt Probleme mit der Klimaanlage, letztes Mal hat sie wieder mal nicht funktioniert, da jabe ich gefrohren, dieses Mal habe ich mich dick angezogen, dann hat die Heizung wieder funktioniert und ich hatte bei der Voruntersuchung 37,8 Grad Körpertemperatur.
Nachdem sie sich entschlossen hatten, mir die Chemo trotzdem zu verabreichen, da ich sonst keine Symptome einer Grippe zeige, hat es 6 Versuche gebraucht, bis sie meinen Port schlussendlich getroffen haben. "Sie" genau, es waren drei Ärzte, die es versuchten, die letzte Ärztin war ein "alter Hase" und hat die 3 cm lange Kanüle "Treffer versenkt". Es ist nicht die Länge der Nadel, nein die Dicke und die Stelle ums Schlüsselbein herum, die einfach FIES ist. Insgesamt waren wir fast eine drieviertel Stunde damit beschätigt. Ich nur damit, im richtigen Moment ein- und auszuatmen. Dieses Mal habe ich auch noch eine Spritze verabreicht bekommen, die grippeähnliche Nebenwirkungen mit sich bringen kann, aber gut für meine Kochen sein soll. Bin gespannt, wie es mit den Nebenwirkungen dieses Mal ist. Bisher habe ich wieder ein dröhnender Schädel.

Ich hatte einen Bericht in der ARD-Mediathek gesehen, bei dem empfohlen wurde, während der Chemo zu fasten, bzw. einen Tag davor und am Tag der Chemo. Die Chemo wird anscheinend besser vertragen und zeigt zumindest bei Mäusen bessere Wirksamkeit. Da ich sowieso keine Angst habe, dass ich während der Chemo abnehme, habe ich mich dazu entschlossen, das auszuprobieren.
Es ist hart, aber geht tatsächlich besser, als gedacht. Ich sehne gerade schon den Teller Spagetti herbei, auf den ich gestern Abend gegiert habe und den ich heute Mittag genüsslich essen werde.
Ansonsten gibt es essenstechnisch nur zu verkünden, das meine Mama eine neue Saftmaschine bestellt hat :o( und ich haufenweise Granatäpfel auspule, da die gut gegen Krebs sein sollen und zudem gut schmecken.

Nächsten Montag steht das Kontroll-MRT meiner Gehirnmetastase an. Am Mittwoch das Arztgespräch, dann werden wir sehen, was die Bestrahlung bewirkt hat.
Ich habe während meiner Bestrahlung von den Corisontabletten auf Weihrauch-Kapseln umgeschwenkt. Wenn ich die einen Tag vergesse, fangen die Doppelbilder leider sofort wieder an :o(

Ich habe eine neue Lieblings-CD von Andrea und Jan von Jelena Herder bekommen, die ich rauf und runter höre. Es sind leise Lieder mit tiefgründigen Texten.
Ein Lied aus ihrem Album, das mich besonders berührt :"Alles" in Anlehnung an Johannes 12, 24-25.

Begreif ich, was es heißt, hinzugeben/ Dir mein Leben zu Füßen zu legen/ all meine Ansprüche abzutreten/ um ganz aus deinem Segen zu leben?/ Begreif ich, was es heißt, loszulassen/ trotz dem Chaos in mir Fuß zu fassen/ in deiner Gegenwart abzugeben/ Lehr mich, mein Leben ganz hin zu legen/
Alles, was ich hab und bin/ Alles, was noch kommt und was vergangen ist/ Alles leg ich vor dich hin/ denn alles was ich brauch, ist alles, was du bist/
Wenn ich mich an dich klammere, bin ich wirklich frei/ Was ich von mir verschenke, macht mich wirklich reich/ Du willst für mich das Beste, hast soviel zu geben/ Warum halt ich so oft fest an meinem Leben??'/
Alles, was ich hab und bin/ Alle Träume, Pläne, Ängste,  allen Stolz, allen Gewinn// Alles leg ich vor dich hin/ ich öffne meine Hand vor Dir- wieviel mehr gibst du mir.


Schaue ich auf die letzten Wochen zurück, geht es mir wirklich gut. Ich arrangiere mich mit der Chemo, unsere Kinder sind nicht mehr gar so durch den Wind, meine Kräfte stabilisieren sich ein wenig, so dass ich in den Herbstferien jeden Tag einen Spaziergang machen und die Kinder auch mal ins Bett bringen konnte. Wir haben die Ferien wirklich genossen, die Kinder haben einige Male auch auswärts geschlafen, so dass Dominik und ich mal lecker beim Thailänder waren und am Wochenende trotz Sommertemperaturen mit Freunden einen Racletteabend gemacht haben.
Ich bin so froh um diese Zeit und freue mich jetzt auch schon auf eine gemütliche Adventszeit mit der Familie und Gabi, die mir eine sehr große Stütze ist.

Seid gedrückt von
der kerstin





 












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