Dienstag, 19. November 2013

Newsletter 22: Abschiedsschmerz


Es war ein Wochenende voller Genuss und Entspannung: gemütliches Bummeln in Emmendingen, Sauna, gutes Essen und nochmal Sauna und das alles ohne Kinder mit meinem Mann.

Am Sonntag wachte ich auf konnte mich nicht daran erinnern, wann ich dass letzte Mal so glücklich und wunschlos zufieden war. Der Gedanke an die Operation am Mittwoch warf in einem mal einen dunklen Schatten auf mich. Als die ersten Tränen aufstiegen, brach mein ganzer Mut zusammen und ich heulte und schluchzte, wie ich es im ganzen letzten Jahr nicht getan habe. Ich hatte noch nie wirkliche Komplexe wegen meinem Körper, Problemzonen schon, aber daran ist man ja gewöhnt. Was, wenn ich mich danach aber nicht mehr im meiner eigenen Haut wohlfühle? Was, wenn es Komplikationen gibt?  Wie werde ich die Schmerzen aushalten? Bei den anderen Operationen ging alles seinen Gang, ich kam gar nicht so ins Nachdenken. Diesmal war es wieder anders, es war meine ganz eigene Entscheidung.

Den Tag über versuchte ich meine Angst unter Kontrolle zu bekommen und lenkte mich mit einem Buch in der Sauna ab. Dominik und ich konnten den Sonntag in der Sauna noch voll auskosten.  Am Abend waren wir zusammen wieder im Gottesidienst. Leider konnte ich auch da meine Tränen nicht zurückhalten, wenn mich jemand auf die OP ansprach. Es war doch bisher alles ok? Ich bin doch sonst kein so Schisser!

Der Gottesdienst ordnete meine trüben Gedanken neu. Mir wurde klar, dass die Angst mir schadet und ich sie bei Gott abgeben muss.

Mein Garten Gethsemane
Ich legte Jael am Abend zum Schlafen, setzte mich wie gewohnt vor ihr Bett und betete.  Obwohl ich kopfmäßig wieder klar war, war ich trotzdem unendlich traurig. Warum Jesus, bin ich auf einmal nicht mehr so tapfer und mutig? Ich erschrecke mich vor dem, was vor mir liegt! Ich weinte und betete zugleich, dass er mich nicht alleine lässt. Wie so oft beim Beten sah ich ein Bild vor meinem inneren Auge. Jesus im Garten Gethsemane, wie er Blut schwitzt und Angst hat und seine Jünger bittet, dass sie beten sollen." Jesus, du war's ein Mensch wie ich und kannst mich voll verstehen und verurteilst mich auch nicht. Jesus, danke, dass du mir Freunde geschenkt hast, die für mich am Mittwoch beten werden." Das Bild von  Jesus im Garten Gezemane zeigte mir auch, dass ich meinen Blick auf das Lenken musste, was danach kommt. Für mich fängt dann ein neues Leben an, eins ohne ständige Sorge.

Am Montagmorgen putzte ich nochmal durchs ganze Haus mit Lobpreismusik und unser Pastor mit seiner Frau besuchten mich nochmal. Am Nachnmittag waren wir Zuhause und genossen nochmals den Tag.

Dienstagmorgen um 10.30 Uhr meldete ich mich auf Station, und musste dann gleich eineinhalb Stunden bei der Anästhesie warten. Danach folgte die Vermessung der Welt. Beim Anästhesiegespräch wurde ich nochmals darüber aufgeklärt, dass ich die ersten drei Tage enorme Schmerzen haben werde, und mich wegen einer Schmerzpumpe melden sollte, falls ich das bräuchte. Fast allen, den ich begegneten gaben mir zu verstehen, dass die nächsten Tage kein Zuckerschlecken werden und es eine der härtesten OP's überhaupt sei. Ich sollte diese Nacht UNBEDINGt noch schlafen, weil ich das die nächsten drei Nächte bestimmt nicht könnte.Beim Arztgespräch sudelte der Arzt wild seine Linien und erklärte mir, dass mir drei Varianten offen stehen, je nachdem, für wieviel das Bauchfett ausreicht. Brustwarze kommt in jedem Fall weg.
 1. Variante: Brustwarze wird aus Haut vom Bauch rekonstruiert. 2. Variante: das Loch durch die Brustwarzenentfernung wird einfach zugenäht. 3. Variante:zusätzlicher  T-Schnitt, wenn die Brust gestrafft werden muss.
Das Bauchfett wird nicht einfach nur abgesaugt, es wird wie bei einer Bauchstraffung "die Speckrolle" einfach rausgeschnitten und oben mit unten vernäht. An die Stelle, wo der Bauchnabel hingehört, wird dann der alte Nabel wieder eingepflanzt. Das Bauchgewebe wird dann mikroskopisch an die Blutgefäße im Brustbereich angenäht, was das wirklich SPANNENDE an der Sache ist, da ich in den folgenden drei Tagen stündlich kontrolliert werden musste, ob die Brüste auch gut durchblutet sind.

Zwischendurch strickte ich in Seelenruhe eine Beinstulpe für Jael. Meine Mutter hatte mir ein Büchlein mit mutmachenden Bibelversen geschenkt in dem ich ab und zu ein Vers las.

Psalm 23: Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich KEIN Unglück, denn DU bist bei mir! 

Gott meint es gut, wie ein Vater mit seinem Kind. Ich brauch mich vor Unglück nicht zu fürchten, denn wenn Gott dabei ist, geht es auch mal durch dunkle Täler  (die bleiben auch uns nicht erspart), ABER er führt mich hindurch, das hat er versprochen. Er will auch bestimmt nicht, dass ich später mit dem Ergebnis unglücklich bin. Ich vertraue darauf: ".... du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir VOLL ein!"

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