Freitag, 12. Februar 2016

Newsletter: Ein fast perfekter Tag

Meine Lieben,
es ist Freitag, ein Freitag in den Schulferien und trotzdem hatte ich richtig viel Ruhe. Meine lieben Schwiegereltern haben die Kinder um 10:30 Uhr ins Hallenbad abgeholt, so dass ich schon bald darauf wieder ins Bett springen konnte. Meine Lieblingsposition ist nach wie vor die Horizontale. Das liegt an meiner ständigen Blutarmut. Habe letzten Freitag nochmals Thrombozyten bekommen, zur Chemo waren dafür alle anderen Werte wieder an der unteren Grenze, so dass ich wieder nur eine geringere Dosis abbekommen habe. Bin ich froh, wenn Ostern ist und ich die Chemo hinter mir habe. Ich fühle mich so "halblebig", wenn ihr versteht, was ich meine. Okay, wenn nicht, dann lest selbst, was ich im Moment unter einem perfekten Tag verstehe.
Heute morgen musste nur Dominik aufstehen, da Louis wieder einmal Schulferien hat. Jael durfte gnädiger Weise auch Zuhause bleiben. Gabi kam um 09:30 Uhr und hat für das Wochenende vorgekocht. Dann haben wir die Sachen fürs Schimmbad gepackt, die Kinder wurden abgeholt und ich lag dann bis 13:30 Uhr wieder im Bett und habe gar nichts gemacht, gedöst vieleicht. Dann habe ich Fisch und Kartoffelsalat gegessen habe einen kurzen Besuch bekommen, bin noch brav auf das Ergometer gesessen und dann in die heiße Badewanne gelegen. Jetzt schreibe ich noch ein wenig in meinem Blog und warte, dass die müden Kinder samt Pizzalieferung heim kommen.
Und das war dann mein perfekter Tag. Morgen ist wieder Wochenende, da muss ich meine Pobacken wieder ein wenig zusammen kneifen und kann nicht nur im Bett herum liegen, dafür habe ich heute genug Kraft tanken können, hoffe ich.
Ein perfekter Tag wäre es, wenn ich die Kraft hätte, um diese Sachen zu tun, die ich normalerweise gerne tue. Wie zum Beispiel Töpfern, Sport, Einkaufen, Putzen, Wäsche, Kochen.... ihr merkt schon, dass ich ein wenig übertreibe. Meine Krankenkasse will mich genau zu diesen Aktivitäten wieder motivieren, indem sie mir angekündigt hat, dass ich Gabi nur noch bis Ende März finanziert bekomme, dann darf ich den lästigen Haushalt wieder selbst führen. Aber irgendwie mag ich die Dinge auch gerne wieder selbst anpacken und schaffen, ist ja auch klar.
Ende März müsste die Chemo ja auch geschafft sein!
Ich muss aber auch realistisch denken und weiß auch schon jetzt, dass ich nach der zermürbenden Chemo erst einmal nicht gleich wieder zur Arbeit gehen kann.  Ich muss Kraft tanken und körperlich erst wieder ganz fit werden, ganz zu schweigen von meinen Doppelbildern. Nächsten Dienstag habe ich wieder einmal ein MRT von meinem Gehirn, am Mittwoch ein Gespräch in der Neurochirurgie und am Donnerstag Chemo Teil II. Volles Programm also und hoffentlich auch neue und positive Ergebnisse.

Ich bestelle jetzt aber langsam lieber mal die Pizza, sonst habe ich nachher lange Gesichter um mich herum und habe am Ende nichts mehr von meinem perfekten Tag.

Eure Kerstin



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